U 3030: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. April 2021, 13:50 Uhr
Typ: | XXI | |
Bauauftrag: | 06.11.1943 | |
Bauwerft: | Deschimag AG Weser, Bremen | |
Baunummer: | 1189 | |
Serie: | U 3001 - U 3063 | |
Kiellegung: | 02.11.1944 | |
Stapellauf: | 31.12.1944 | |
Indienststellung: | 14.02.1945 | |
Kommandant: | Bernhard Luttmann | |
Feldpostnummer: | M - 52 068 | |
DIE KOMMANDANTEN
14.02.1945 - 09.05.1945 | Oberleutnant zur See | Bernhard Luttmann | |
FLOTTILLEN
14.02.1945 - 08.05.1945 | Ausbildungsboot | 4. U-Flottille | |
ERPROBUNG UND AUSBILDUNG
14.02.1945 - 08.05.1945 | Erprobung und Ausbildung bei den einzelnen Kommandos (UAK, TEK, AGRU-Front usw.) und Ausbildungs- | |
flottillen. | ||
DIE UNTERNEHMUNGEN
VERLEGUNGSFAHRT | |||
08.04.1945 - Rönne | → → → → → → → → → | 10.04.1945 - Bornholm | |
U 3030, unter Oberleutnant zur See Bernhard Luttmann, lief am 08.04.1945 von Rönne aus. Das Boot verlegte nach Bornholm. Am 10.04.1945 lief U 3030 in Bornholm ein. Chronik 08.04.1945 - 10.04.1945: (die Chronikfunktion für U 3030 ist noch nicht verfügbar) |
VERLEGUNGSFAHRT | |||
18.04.1945 - Bornholm | → → → → → → → → → | 19.04.1945 - Swinemünde | |
U 3030, unter Oberleutnant zur See Bernhard Luttmann, lief am 18.04.1945 von Bornholm aus. Das Boot verlegte nach Swinemünde/Kaiserfahrt. Am 19.04.1945 lief U 3030 in Swinemünde ein. Chronik 18.04.1945 - 19.04.1945: |
VERLEGUNGSFAHRT | |||
01.05.1945 - Swinemünde | → → → → → → → → → | 04.05.1945 - Eckernförde | |
U 3030, unter Oberleutnant zur See Bernhard Luttmann, lief am 01.05.1945 von Swinemünde aus. Das Boot verlegte nach Eckernförde. Am 04.05.1945 lief U 3030 in Eckernförde ein. Chronik 01.05.1945 - 04.05.1945: |
DIE VERLUSTURSACHE
Boot: | U 3030 | |
Datum: | 09.05.1945 | |
Letzter Kommandant: | Bernhard Luttmann | |
Ort: | Eckernförder Bucht | |
Position: | 54°30,8' Nord - 10°06,2' Ost | |
Planquadrat: | AO 7721 | |
Verlust durch: | Selbstversenkung | |
Tote: | 0 | |
Überlebende: | - | |
U 3030 wurde am 09.05.1945, in der Eckernförder Bucht vor Noer, bei der Aktion Regenbogen, selbst versenkt. Das Boot wurde nach Kriegsende gehoben, abgewrackt und verschrottet. Die letzte Fahrt von U 3030. Bereitgestellt vom Sohn des ehemaligen Besatzungsmitglieds Hans Wentler Schon vor vielen Jahren, erstmals 1989 in Nürnberg, traf sich die Besatzung des U-Bootes der Deutschen Kriegsmarine U 3030. Dabei wurden viele Erinnerungen ausgetauscht, aufgefrischt und einige daraufhin auch niedergeschrieben. Mein Kamerad Hans Wentler übermittelte mir damals diese wohl eindrucksvollen Zeilen des Kriegsendes, die ich hier gerne wiedergegeben haben möchte, um sie der Nachwelt zu erhalten. Wir haben uns danach noch einige Male getroffen; aber es wurden immer weniger, bis die Treffen einfach aufhörten. So stellten sich die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges für mich, Maschinenobergefreiter Lorenz Müller, dar, der ich mitverantwortlich für die Antriebsanlagen von U 3030 gewesen bin: Wir, U 3030, liefen am 08.04.1945 bei strahlendem Sonnenschein aus Kiel-Friedrichsort aus, nachdem unser Smutje Götz Seidel ausgestiegen war. Unser Ziel war Rönne auf der Insel Bornholm. Die Fahrt verlief ohne Fliegerangriffe und sonstige Belästigungen, also ganz friedlich. Gegen Abendließ der Kommandant einen Sextanten auf die Brücke bringen, um die Sonne zu schießen und den Kurs zu überprüfen. Besteck genommen wurde nacheinander vom Kommandanten, dem Kommandantenschüler Oberleutnant zur See Bergemann und dem Ersten Wachoffizier (I WO) Oberleutnant zur See Hausmann. Aber, oh Schreck, keine Position stimmte. Daraufhin wurde unser III WO Stabsobersteuermann Feyerabend auf die Brücke befohlen und siehe da, der Kurs stimmte. Als Bornholm am 10.04.1945 in Sicht kam, wurde nach der Hafeneinfahrt von Rönne gesucht, denn es brannten keine Richtfeuer. Der Kommandant befahl die seemännische Freiwache zusätzlich an Oberdeck, um mit Ausguck zu halten. Mit Hilfe von Echolot und verstärktem Ausguck fanden wir endlich die Einfahrt. Wir wollten hinter dem Tender WEICHSEL festmachen, aber auf der Pier war kein Mann zu sehen, der die Leinen annehmen und festmachen konnte. Unsere seemännische Nummer 1 befahl: „Ein Mann freiwillig in den Bach zur Pier schwimmen, die Leinen annehmen und festmachen!“ Endlich lagen wir fest. Bootsmaat Diener hatte sich an Arm und Schulter verletzt und klagte über große Schmerzen; er wurde in Rönne ins Lazarett geschickt. Auch kann ich mich erinnern, dass die Freiwachen während unseres Aufenthaltes in Rönne dänische Kronen bekamen und an Land einkaufen konnten. Bei einem Landgang, wir waren zu viert, Ernst Nietsche, Bernd Wirtgen, Gerhard Kujas und ich, hatten wir zuerst die Messe auf dem Tender WEICHSEL aufgesucht. Von dort sind wir zu den Fischern gegangen und wollten uns frisch geräucherte Heringe auf Tausch-Basis besorgen. Unsere Bücklinge haben wir bekommen, sind aber von dem Fischer bewusst Übers-Ohr-gehauen worden. Da man so etwas mit uns nicht ungestraft machen konnte, haben wir von dem Fischer, der nebenbei Holzfiguren schnitzte, eine Figur mitgehen lassen. Die Figur stellte einen Seemann dar. Wir brachten sie auf unserem Boot an der Back an; sie sollte uns Glückbringen. Schon am nächsten Tag war die Figur verschwunden. Keiner hat sie mehr gesehen. Am 18. April wurde unsere Ausbildung Gruppe U-Boote für die Front (AGRU-Front) in Rönne sowie die letzte technische Überprüfung wegen der Kriegslage vorzeitig abgebrochen und das Boot für „frontreif“ erklärt. Wir konnten das Flaggensignal T-H-P „Diese Übung ist beendet.“ (einst spotthaft gedeutet: Tauchmühle Hela passiert) setzen. Unsere Order lautete, nach Swinemünde Kaiserfahrt zu gehen, um dort die Restarbeiten zu erledigen und das Boot zur Feindfahrt auszurüsten. Einige von uns waren noch an Land, um Sahne, Speck und Eier einzukaufen. Wir waren schon auf Manöver-Station, als die letzten angekeucht kamen, unter ihnen auch Engelbert Kukielka mit einer Kiste Eier. Im Boot roch es noch lange nach gebratenen Eiern. Nachdem alle an Bord waren, hieß es „Alle Leinen los und ein“ und dann ging es auf Kurs Stettin. Auch diese Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Wir liefen in die Swine ein, Steuerbord voraus sah ich, dass von dem schönen Swinemünde, welches ich aus meiner Zeit auf der Fliegerabwehrkanonen- (Flak-) Schule vom Flak-Schießen mit meinem alten Boot kannte, fast nichts übriggeblieben ist. Ein unvergessliches Erlebnis: Mein Kamerad Werner Oschee und ich, wir beide waren am Strand zum Baden, legten unsere Sachen in einen leeren Strandkorb. Als wir zurückkamen, hatte man uns unsere Hosen geklaut. Man stelle sich das vor, Marineuniformen ohne Hosen, das konnte ja auch schlimme Folgen haben. Es half nichts, wir mussten los. Ein Fischer, der sonst mit seinem Boot Badegäste fuhr, hatte Erbarmen; er fuhr uns bis in die Nähe unseres Bootes. Später bekam er von uns dafür Tabak und Zigaretten. Wir hatten noch einmal Glück gehabt. Der Hafen Swinemünde war voll mit abgesoffenen Schiffen. Wir liefen am 19. April in die Kaiserfahrt ein, dort lag der schwere Kreuzer LÜTZOW, ehemaliges Panzerschiff DEUTSCHLAND, das Achterschiff unter Wasser. Steuerbord voraus lag an der Pier festgemacht das Linienschiff SCHLESIEN. Wie sich später herausstellte hatte sie achtern noch einen Anker ausgebracht. Hinter der SCHLESIEN lag noch ein großer Passagierdampfer, ich glaube es war die OCEANA. Dahinter ein Artillerieträger, der mit U-Boot-Geschützen 8,8 und 10,5 Zentimeter sowie Flak bestückt war. An der Ecke der Kaiserstraße lag der Flak-Kreuzer UNDINE, außerdem noch ein Dampfer und U-Boote. Wir wollten möglichst dicht hinter der SCHLESIEN festmachen, um dort im Feuerschutz ihrer Geschütze zu liegen. Da die SCHLESIEN nach achtern Anker ausgebracht hatte und keine Ankerboje zu sehen war, kollidierten wir mit der Ankerkette. Durch die vielen Manöver „vor und zurück“, um von dem Ankergeschirr freizukommen, wurde die Backbord-Stabilisationsfläche so stark beschädigt, dass das Boot nicht mehr einsatzfähig war. Ins Dockkonnten wir nicht, es gab keine mehr. Nachdem Kommandant und Leitender Ingenieur (LI) den Vorfall der Flottille gemeldet hatten, erschien am nächsten Tag der Flottillen-Ingenieur (Flo.Ing) mit seinem technischen Stab, um den Schaden zu begutachten. Die Meinung des Flo.Ing war, dass das Boot mit Bordmitteln unmöglich zu reparieren sei. Es sollte abgewrackt werden. Unser LI Oberleutnant (Ing.) Horst Winkelsdorf wollte das nicht hinnehmen und versuchte es trotzdem. Der Versuch ist ihm durch seinen persönlichen Einsatz gelungen. Ich sehe ihn noch vor mir, ganz allein stand er barfuß mit aufgekrempelten Hosenbeinen auf der beschädigten Stabilisationsfläche und arbeitete mit dem Schweißbrenner. Das Vorschiff war geflutet und das Boot nach steuerbord gekrängt, damit die Stabilisationsfläche auf der Backbordseite aus dem Wasser kam. Dies alles geschah unter ständiger Feindeinwirkung. Sein Einsatz hat sich aber gelohnt. Durch das Boot liefen damals die schlimmsten Parolen. Wir sollten nach Außerdienststellung des Bootes mit Infanterieeinheiten die Kaiserfahrt gegen die vordringen den Russen verteidigen. Arbeitskommandos zum Schützen-gräben ausheben und Holz schlagen für die Kesselanlage der OCEANA waren schon abgestellt. Heute erst kann man ermessen, was uns durch den Einsatz des LI erspart geblieben ist; ich bin immer noch dankbar. Als Hans Wentler eines Morgens auf die Brücke kam, sah er hinter unserem Boot noch drei weitere Typ XXI Boote liegen; U 3032, U 2540 sowie weiter achteraus U 3024. Bei näherem Hinsehen entdeckte er zu seiner großen Freude auf U 3032 seine ehemalige seemännische Nummer 1, Günther Schramm, mit dem er zusammen auf U 57 war. Sie verabredeten durch Rufen ein Treffen an Land, wo sie sich in einem Waldstück trafen, etwas tranken und sich über vergangene Zeiten unterhielten. Als er auf U 3030 einstieg, hatte er die schlechtesten Klamottenbekommen, die da waren; unter anderem auch U-Boot-Stiefel, die nicht passten. Das erzählte er Günther; da er schon früher als Nummer 1 ein großer Organisator war, hatte er auch jetzt auf seinem U-Boot einen guten Bestand. Hans ging mit ihm an Bord von U 3032 und tauschte mein Zeug gegen neue und fast neue 7 Sachen aus. Sie haben uns dann nur noch gesehen, aber wegen ihres Dienstplanes nicht mehr treffen können. Lorenz Müller lag in seiner Koje, sah sich ein Bild von U 290 an und erinnerte sich an ein heikles Erlebnis während seiner Ausbildung; so sah U 290 (ObLt. z.S. Herglotz) nach der Kollision mit U 958 (Oberleutnant zur See Stege) am 9./10. Februar 1944 aus. Na hallo; das U-Boot befand sich beider sogenannten Taktischen Ausbildung (arabische Ziffer auf der Turmseite) zwischen Hela und Gotland bei fast hellem Mondschein in verhältnismäßig tiefem Wasser. Zwischen 20.00 und 21.00 Uhr kam es bei leichtem Seegang zu einer Kollision. U 290, das auf Seerohrtiefe steuerte, wurde von U 958 gerammt. Zum Zeitpunkt des Unfalles befanden sich weitere U-Boote mit einem Begleitschiff im Übungsgebiet. Siefuhren Über- und Unterwasserangriffe auf einen Geleitzug, die teilweise von U 290 aus in den Horch-geräten verfolgt werden konnten. U 290 lief parallel zum Konvoi, um sich in den Verband „reinsacken“ zulassen. U 958 muss U 290 genau entgegengelaufen sein und traf das U-Boot vierkant von vorne, wobei die Fahrgeräusche im Boot erst verhältnismäßig spät geortet wurden. Anschließend vernahm man das Aufsetzen auf den vorderen Netzabweiser und unmittelbar darauf das Hinweggleiten über unseren Turm. U 290 wurde auf Tiefe gedrückt, konnte aber trotz erheblichen Wassereinbruchs abgefangen und an die Wasseroberfläche gebracht werden. Ein Mann, der im Turm gesessen war, sprang in die Zentrale und schloss das Zentralschott. Der Druckkörper blieb unverletzt während die Brückenverkleidung – abgesehen von einem Rest auf der Steuerbordseite – weggerissen wurde. Das ausgefahrene Zentralsehrohr knickte ab, der Sehrohrbock des Angriffssehrohres und der UZO-Block (Unterwasser-Ziel-Optik) wurden an- bzw. umgerissen. Darüber hinaus ließ sich das Turmluk nicht öffnen, das Sprachrohr zum Turm klemmte. Die Mannschaft musste durch das Kombüsenluk aussteigen. U 290 blieb noch ein bis zwei Stunden an der Unfallstelle und marschierte anschließend mit langsamer Fahrt nach Gotenhafen zurück, wo das Boot am nächsten Tag eintraf. „Das war bis dato mein gefährlichstes Erlebnis, wie wird das jetzt wohl werden“, fragte sich Lorenz Müller. Bei einem Landgang traf Hans Wentler ehemalige Cranzer-Fischer – er ist Cranzer – mit denen er zusammen groß geworden ist. Sie waren jetzt als Maate auf dem Flak-Kreuzer UNDINE. Ich bin von ihnen zu einem richtigen Aalessen eingeladen worden: Aal geräuchert, gekocht, gebraten und in Gelee. Die Besatzung der UNDINE bestand fast nur aus ehemaligen Fischern, nun gehörten sie zur Bord-FLAK. Diese Fischer versorgten auch andere Schiffe, soweit es möglich war, mit Fisch. Beide habe ich nach Kriegsende, Franz Masuhr in Flensburg und Max Tilitzki in Kappeln, wiedergetroffen. Mit Franz Masuhr stand Hans lange in Verbindung. Wir sind noch einmal davongekommen. Mehrmals täglich griffen uns am 28. April russische Flugzeuge an und die russischen Landeinheiten rückten auch immer näher. Unter diesen Voraussetzungen war es dann nicht mehr möglich, Reparatur und Restarbeiten durchzuführen. Die Kaiserfahrt musste sowieso geräumt werden und so verholten wir am 29. April das Boot zusammen mit U 3032 und U 2540 nach Swinemünde. Unser Boot machte an der Zerstörerpier in Swinemünde fest, früher Liegeplatz der 3. Zerstörerflottille. Vor uns, Richtung See, lag der Zerstörer Z 38, die Boote U 3032 und U 2540 machten im Ostswiner Nothafen fest. Ein Arbeitskommando unter Führung unseres LI wurde abgestellt, um unseren Proviant zu ergänzen. Der Proviant wurde vom Verpflegungsamt mit einem Motorkarren, der vom Funker Hans Fuchs gefahren wurde, bis zum Boot gebracht. Während der Proviantübernahme erfolgte vom 29. auf 30.April ein fast die ganze Nacht dauernder Luftangriff, bei dem auch unser Kamerad Heinz Op den Rhein fiel. Das Arbeitskommando war zurück, unser Kamerad fehlte. Nach langem Suchen wurde er zwischen den Bahngeleisen gefunden. Unsere Nummer 1 und noch ein Kamerad besorgten ein Motorboot und brachten ihn damit zurück an Bord. Er wurde an Oberdeck in einer Hängematte liegend aufgebahrt und mit der Reichskriegsflagge zugedeckt. Am Tage brachte dann Oberfunkmeister Stolz mit vier Kameraden den Toten ins Lazarett, damit er von dort aus beerdigt werden konnte. Bernd Wirtgen, der durch herumfliegende Steine ziemlich schlimm am Bein verletzt war, sollte im Lazarett behandelt werden. Dort kümmerte sich aber keiner um ihn, bis Oberfunkmeister Stolz die Sanis zusammenstauchte. Das Bein wurde behandelt, aber nun wollte man ihn nicht mehr gehen lassen. Doch Bernd rückte aus und kam zurück an Bord. Der Russe hatte während des schweren Angriffes die Hafeneinfahrt vermint, wir saßen in der Falle. Von der Zerstörerbesatzung erfuhren wir, dass Räumboote die Hafeneinfahrt am nächsten Abend räumen sollten. U-Boot-Warnung war gegeben. Es war bekannt, dass russische U-Boote in dem Seegebiet vor Swinemünde operierten. Die schweren Einheiten, die in der Kaiserfahrt und in Swinemünde lagen, sollten durchbrechen. Nachdem die Einfahrt geräumt war liefen Z 38 und die UNDINE aus, U 3032 und U 2540 entkamen ebenfalls. Auch uns gelang die Flucht in die offene See, wir fuhren in der Nacht zum 1. Mai als letztes Boot hinaus. Beinahe hätte es uns dabei erwischt. Ein Torpedo lief um Haares breite an uns vorbei, man konnte diesen unverkennbaren Ton hören. Wir waren kaum draußen, gleich hinter der Hafenmole, da folgte der nächste Großangriff. Es wurde aus allen Rohren geschossen, der Himmel war voller Leuchtfallschirme und krepierenden Granaten. Was wir auf dem Wasser sahen war unbeschreiblich. Dieser Angriff galt vermutlich hauptsächlich der SCHLESIEN, die mit ihrer schweren Artillerie für die vordringenden Russen eine große Gefahr darstellte. Die SCHLESIEN war durch Bomben schon schwer getroffen, konnte aber noch aus eigener Kraft aus dem Hafen kommen, wo sie dann kurz vor dem Zwangsweg auf eine Mine lief und sank. Von der UNDINE weiß ich, dass sie in Swinemünde noch Flüchtlinge an Bordgenommen hat. Sie konnte diese trotz schwerster Luftangriffe bis nach Travemünde bringen. Es war die Nacht von 1. auf den 2. Mai 1945. Wir fädelten uns in den Zwangsweg ein, unser Marsch nach Westenbegann. Wir liefen entlang der Pommerschen Küste. Der ganze Weg war gesäumt von versenkten Schiffen, ab und zu hörten wir Artilleriefeuer. Dies war ein Zeichen für uns, dass der Russe sehr schnellvorgestoßen sein musste. Am 2. Mai ankerten wir auf Position „Rot 07a“. Die Räumboote R 141 und R 285 kamen voll mit Flüchtlingen längsseits, um Proviant für die Versorgung zu ergänzen. Soweit ich mich erinnere, standen wir mit den anderen U-Booten U 3032 und U 2540 in Funkkontakt. Man sprach davon, nach Möglichkeit nach Warnemünde zu gehen. Wir liefen in die Mecklenburger Bucht ein. Von See her sollten wir mit der 2 cm-FLAK in den Landkampf eingreifen, was natürlich nicht möglich war. Dann kam über Funk der Befehl, uns mit dem Tender OTTO WÜNSCHE und dem Trossschiff BOLKOBURG am 3. Mai im Seegebiet südöstlich zwischen Staberhuk/Fehmarn und Warnemünde auf Position „Rot 07“ zu treffen. Gegen Mittag kamen die Schiffe in Sicht. Wir sahen, dass beider BOLKOBURG je ein Boot Steuerbord und Backbord längsseits lag. Bei dem Tender OTTO WÜNSCHE lag ein VII C Boot längsseits. Das Torpedoboot LÖWE hatte seine Maschine laufen und lag auf der Backbordseite der OTTO WÜNSCHE. Unser Boot blieb erstmals in Wartestellung. Dann kam von der OTTO WÜNSCHE der Befehl längsseits zu kommen. Der Kommandant wurde zu Kapitän Schütze befohlen, welcher diese Aktion leitete. Nachdem unser Kommandant wieder an Bord war, teilte er der Besatzung mit, dass das Boot zur Selbstversenkung vorbereitet werden sollte. Proviantsollte an den Tender abgegeben werden, Treibstoff an das VII C-Boot, welches noch nach Norwegen durchbrechen sollte. Die wichtigsten technischen Geräte wurden auf Befehl zerstört; unser Boot sollte zwischen Trossschiff und Tender versenkt werden. Die Besatzung sollte zusammen mit der von U 3032 und U 2540 von der BOLKOBURG übernommen und nach Dänemark gebracht werden. Unser I. WO und L.I. meldeten Bedenken an. Ihr Vorschlag war, unter Land zu laufen, die Besatzung aussteigen zu lassen und dann das Boot zu versenken. Aber es kam alles ganz anders. Wir lagen fest bei der OTTO WÜNSCHE. Neben uns, fast längsseits auf Backbordseite, lag das Torpedoboot LÖWE und gab uns Feuerschutz. Von Swinemünde bis zum Treffpunkt hatten wir keine Fliegerangriffe. Ernst Nietsche, Theo Behnke, Heinz Ruckenbiel und ich standen auf dem Vorschiff. Ich sprach mit dem Maat vom Torpedoboot, Geschützführer an der Vierling-FLAK, welchen ich noch aus meiner Rekrutenzeit und von der U-Bootlehrdivision (ULD) her kannte. Plötzlich tauchten englische Jagdbomber (JaBo) – es waren Lightnings und Thunderbolts – auf und griffen sofort die BOLKOBURG an. Ich konnte sehen, wie eine Bombe die BOLKOBURG traf. Unser Bordarzt, Sanitätsoberfähnrich Marquardt ruderte noch in einem Schlauchboot zur BOLKOBURG, um Erste Hilfe zu leisten. Das nächste Ziel der JaBo’s waren wir. Durch das Abwehrfeuer der LÖWE wurden wir nicht getroffen, aber die Bombenschlugen dicht neben unserem Boot in die See. Kurz darauf wurden wir aus Süden angeflogen. Erich Liebig war auf der Brücke und schrie uns zu: „Lauft hinter den Turm in Deckung!“ Heinz Ruckenbiel, der gerade etwas aus der Dose aß, konnte noch das Torpedoluk zuwerfen. Dann kam auch schon das Kommando: „Alle Leinen los!“ Wir zogen über den Achtersteven, um von der OTTO WÜNSCH freizukommen, drehten mit hart Ruderlage ab und konnten noch unseren Bordarzt aufnehmen, der von der BOLKOBURG zurückkam, wo er nicht mehr helfen konnte. Unserem L.I. mit Maschinenobergefreiten Lorenz Müller und seinem restlichen Maschinenpersonal gelang es trotz der schon vorgenommenen Zerstörungen, das Boot wieder „tauchklar“ zu machen. Ich sah, wie die BOLKOBURG erst brennend in Richtung Warnemünde lief, dann 180° Grad drehte, um sich vor Fehmarn auf Grund zu setzen. Später erfuhr ich, dass auf der BOLKOBURG 25 und auf U 2540 sieben Kameraden gefallen waren. U 2540 gelang es aber noch weg zu tauchen. Wir nahmen Kurs Großer Belt. Vor uns lief U 2540, dann kam auch schon der nächste Angriff. Erst waren es vier JaBo’s, dann wurden es immer mehr. Wir schossen aus allen Rohren. U 3032 wurde getroffen und sackte vor unseren Augen weg. Wie ich später erfahren habe, sind auf dem Boot 36 Kameraden gefallen. Der I. WO und L.I. überlegten die Möglichkeit eines „Alarmtauchens“ trotz der bereits vorgenommenen Zerstörungen. Als die JaBo’s abdrehten, wagten sie vor einem erneuten Angriff das „Alarmtauchen“ nach einer Klarmeldung des L.I. gegen Willen des Kommandanten. Wir blieben bis zum Einbruch der Nacht unter Wasser. Auf Grund liegend wurde mit der teilweisen Reparatur der bereits zerstörten Aggregate, vor allem aber des Kreiselkompasses begonnen und mit Erfolg beendet. Dann stellten wir fest, dass wir zwei Mann zu viel an Bord hatten, zwei Obermaschinisten von der OTTO WÜNSCHE. Nach dem Auftauchen nahmen wir Kurs auf das Feuerschiff KIEL. Alles, was an Schiffen noch schwimmen konnte, schwamm zwischen zerbombten, brennenden Schiffen in diesem Seegebiet; auch Schiffe mit Flüchtlingen an Bord auf der Flucht vor den Russen. Von vielen Schiffen wurden wir angemorst. Um sicher zu gehen, dass jeder Morsespruch sofort richtiggelesen wurde, wurde Oberfunkmeister Stolz zur Verstärkung unseres Steuermanngastes Theo Behnke auf die Brücke befohlen. Ich bekam den Befehl, unter Hilfe von Heinz Ruckenbiel, die beiden „blinden Passagiere“ mit einem Schlauchboot zum Feuerschiff Kiel zu bringen. Nachdem wir die beiden abgesetzt hatten und zurück waren liefen wir am 4. Mai für kurze Zeit in Eckernförde ein. Der Kommandant ging an Land, um die Lage zu erkunden. Als er zurück war liefen wir aus und legten uns querab von Noer auf Grund. Wir erfuhren, dass Oberleutnant zur See Bergemann mit der Gutsbesitzerfamilie von Gut Borghorst, welches in der Nähe von Noer liegt, gut bekannt war. In der Nacht zum 5. Mai wurde Oberleutnant zur See Bergemann ausgerüstet mit einer Morselampe an Land gesetzt, um das Gelände für eine Fluchtmöglichkeit zu erkunden. Feste Kontaktaufnahmezeiten für die folgenden drei Nächte waren vereinbart. Der Kommandant ließ das Boot in tieferes Wasser verholen und auf Grund legen. Es wurden Vorbereitungen getroffen, das Boot zu versenken. Wir wussten seinerzeit noch nicht, dass der Krieg zu Ende war. Wir hörten sehr regen ein- und auslaufenden Verkehr in der Eckernförder Bucht. Unser LI bekam vom Kommandanten den Befehl, das Boot ohne Fahrt auf Seerohrtiefe zu bringen und zu halten, um den Schiffsverkehr zu beobachten, was ihm auch mit Hilfe des Nachtzielsehrohres gelang. Nachts tauchten wir wie vereinbart auf. Da Oberleutnant zur See Bergemann sich in der ersten Nacht nicht wie vereinbart meldete, wurde der II. WO Leutnant zur See Paß mit einem Schlauchboot zur Erkundung an Land gesetzt. In der nächsten Nacht vom 7. zum 8.Mai meldete sich dann Oberleutnant zur See Bergemann mit der Morselampe. Nachdem er an Bord geholt worden war, fand eine Besprechung statt. Anschließend ging Oberleutnant zur See Bergemann mit einigen Kameradenwieder an Land. Fischerboote wurden organisiert, um die Besatzung mit Proviant und Ausrüstung in der nächsten Nacht von Bord zu bringen. Am Morgen des 9. Mai war es dann so weit. Die Besatzung wurde an Land gesetzt. Unser Kommandant, der LI und Obermaschinist Laue versenkten unser U-Boot. Die Besatzung stand auf der Düne von Noer mit Tränen in den Augen, als unser Boot mit wehender Flagge und gesetztem Kommandantenwimpel um 4 Uhr früh in der Tiefe versank. Dank der Organisation von Oberleutnant zur See Bergemann stellte uns das Gut Borghorst sogar Pferdefuhrwerke zur Verfügung. Proviant und unsere Seesäcke wurden aufgeladen. Auch das Fahrrad vom LI war dabei, später für die Polen eine willkommene Beute. Der größte Teil der Besatzung marschierte hinter dem Pferdefuhrwerk zum Gut Borghorst. Obgleich wir schon vier Tage Waffenstillstand hatten, wussten wir immer noch nichts Genaues. Mit zwei Kameraden bekam ich den Befehl, ein für die Ausbootung organisiertes Fischerboot nach Krusendorf zurückzubringen und dann auch zum Gut Borghorst zu gehen. Beim Zurückgehen sind wir noch in Noer beim Fischer Kroll vorbeigegangen, wo sich St.Ob.Strm. Feyerabend, Oberfunkmeister Stolz, Werner Kreymann, JohannFriedrichs und Engelbert Kukielka befanden. Sie hatten den Befehl, den Schiffsverkehr in der Eckernförder Bucht weiterhin zu beobachten. Wir gingen weiter zum Gut. Die Besatzung war schon dabei mit Hilfe der vielen Frauen – es waren alles Flüchtlinge – die Uniformen in Zivilsachen zu ändern. Wir wollten uns alle in kleinen Gruppen absetzen, um nicht in Gefangenschaft zu kommen. Sie blieb uns aber leider nicht erspart; polnische Kriegsgefangene hatten uns verraten. Nach zwei Tagen wurden wir von einer britischen Einheit gefangen genommen. Dem I. WO und unserem Smutje gelang es noch wegzukommen und die fünf in Noer zurückgebliebenen Kameraden zu verständigen. Ihnen ist eine Gefangenschaft erspart geblieben. Die Stationen unserer Gefangenschaft waren Borghorst, Rieseby und von dort über Kropp und Lunden nach Hemme. Diese Stationen habe ich nach unserem ersten U-Boottreffen in Nürnberg im Oktober 1989 aufgesucht. Unser Unterseeboot U 3030 wurde 1947 von einem Räumboot unter englischer Flagge mitdeutscher Besatzung – Kommandant Kapitänleutnant Walter – geortet und später gehoben. Hans Wentler und Lorenz Müller |
ZWISCHEN INDIENSTSTELLUNG UND SELBSTVERSENKUNG ZWISCHENZEITLICH AN BORD (16 - unvollständig)
EINZELVERLUSTE (1)
Rhein, Hans op den | |||
LITERATURVERWEISE
Rainer Busch/Hans J. Röll | Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Kommandanten | |
1996 - Mittler Verlag - ISBN-978-3813204902 - Seite 151. | ||
Rainer Busch/Hans J. Röll | Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - U-Boot-Bau auf deutschen Werften | |
1997 - Mittler Verlag - ISBN-978-3813205121 - Seite 179, 213. | ||
Rainer Busch/Hans J. Röll | Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Verluste von September 1939 bis Mai 1945 | |
2008 - Mittler Verlag - ISBN-978-3813205145 - Seite 348 - 350, 359, 372. | ||
Herbert Ritschel | Kurzfassung Kriegstagebücher Deutscher U-Boote 1939 – 1945 - KTB U 1101 - U 4718 | |
2012 – Eigenverlag ohne ISBN - Seite 150 - 151. | ||
ANMERKUNGEN
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