U 593
Aus U-Boot-Archiv Wiki
Allgemeine Daten |
||||
---|---|---|---|---|
Typ: | VII C | |||
Bauauftrag: | 16.01.1940 | |||
Bauwerft: | Blohm & Voss Hamburg | |||
Baunummer: | 093 | |||
Serie: | U 551 - U 686 | |||
Kiellegung: | 17.12.1940 | |||
Stapellauf: | 03.09.1941 | |||
Indienststellung: | 23.10.1941 | |||
Indienststellungskommandant: | Kptlt. | Gerd Kelbling | ||
Feldpostnummer: | M-38 214 | |||
23.10.1941 - 13.12.1943 | Kptlt. | Gerd Kelbling | ||
Flotillen |
||||
23.10.1941 - 28.02.1942 | A | 8. U-Flottille Königsberg/Danzig | ||
01.03.1943 - 31.10.1942 | F | 7. U-Flottille St.Nazaire | ||
01.11.1942 - 13.12.1943 | F | 29. U-Flottille La Spezia/Toulon | ||
Feindfahrten |
||||
Anzahl Feindfahrten: | 16 | |||
Versenkte Schiffe: | 9 + 5 | |||
Versenkte Tonnage: | 41.384 BRT + 6.152 t | |||
Beschädigte Schiffe: | 0 | |||
Beschädigte Tonnage: | 0 BRT | |||
1. Feindfahrt: 02.03.1942 - 28.03.1942 | ||||
2. Feindfahrt: 20.04.1942 - 18.06.1942 | ||||
3. Feindfahrt: 22.07.1942 - 19.08.1942 | ||||
4. Feindfahrt: 03.10.1942 - 15.10.1942 | ||||
5. Feindfahrt: 02.11.1942 - 16.11.1942 | ||||
6. Feindfahrt: 29.11.1942 - 31.12.1942 | ||||
7. Feindfahrt: 06.02.1943 - 08.03.1943 | ||||
8. Feindfahrt: 13.03.1943 - 21.03.1943 | ||||
9. Feindfahrt: 25.03.1943 - 04.04.1943 | ||||
10. Feindfahrt: 08.04.1943 - 23.04.1943 | ||||
Verlegungsfahrt: 24.04.1943 - 28.04.1943 | ||||
11 Feindfahrt: 13.06.1943 - 11.07.1943 | ||||
12. Feindfahrt: 27.07.1943 - 08.08.1943 | ||||
13. Feindfahrt: 15.09.1943 - 05.10.1943 | ||||
14. Feindfahrt: 26.10.1943 - 07.11.1943 | ||||
15. Feindfahrt: 25.11.1943 - 29.11.1943 | ||||
16. Feindfahrt: 01.12.1943 - 13.12.1943 | ||||
Schicksal |
||||
Datum: | 13.12.1943 | |||
Letzter Kommandant: | Kptlt. | Gerd Kelbling | ||
Ort: | Mittelmeer nördlich von Constantine | |||
Position: | 37°38'N - 05°58'O | |||
Planquadrat: | CH 9386 | |||
Versenkt durch: | Selbstversenkung | |||
Tote: | 0 | |||
Überlebende: | 51 | |||
Detailangaben zum Schicksal |
||||
U 593 mußte nach einer Jagd von 32 Stunden durch die US-Zerstörer USS Niblack (DD-424), USS Wainright (DD-419) und USS Benson (DD-421) sowie der britischen Zerstörer HMS Calpe (L.71) und HMS Holcombe (L.56) durch Wasserbomben auftauchen. Nach dem Austeigen der Besatzung befahl der Kommandant die Selbstversenkung.
Bericht des Kommandanten Gerd Kelbling über die Versenkung: 11.12.1943, in der Morgendämmerung erreichten wir die algerische Küste. Wegen wolkenlosen Himmels und Vollmond wieder von der algerischen Küste abgesetzt. Am Abend zieht Bewölkung auf, und wir gingen wieder an die Küste. Kurz vor der Morgendämmerung getaucht. Im Horchgerät schnelle Schraubengeräusche. Im Sehrohr war in der gerade begonnenen Dämmerung ein schwacher Schatten erkennbar. Eine Gelegenheit, einen T-5 Zaunkönig auszuprobieren. Er traf in nur 14 Sekunden im direkten Schuß und der britische Zerstörer HMS Tynedale sank. Sofort setzten wir uns Richtung See ab und wurden von zwei weiteren Zerstörern (HMS Holcombe und USS Niblack) gesucht. Asdic und einige ungezielte Wasserbomben waren hörbar. Erst gegen Mittag werden die Suchgeräusche leiser. Wir gingen vorsichtig auf Sehrohrtiefe uns sahen in 1500 Meter Entfernung einen Zerstörer gestoppt liegen. Ein weiterer T-5 verließ das Rohr. Unmittelbar nach dem Schuß drehte der Zerstörer in unsere Richtung und ging auf hohe Fahrt. Schnell tauchten wir wieder. Nach langen drei Minuten und 40 Sekunden erfolgte eine Detonation, Sinkgeräusche und weitere Detonationen. Wir steuerten das Boot unter eine Salzschicht und richten uns auf eine lange Verfolgung ein. Die Zerstörer suchten hörbar, fanden uns aber nicht. Unsere Hoffnung war die Nacht, in der der Mond am höchsten stand, damit wir aus dem dunkleren Horizont nicht überrascht werden konnten. Gegen 01:30 Uhr war es soweit. Die Zerstörer waren kaum noch zu hören. Wir gingen auf Sehrohrtiefe. Ein Rundblick durchs Sehrohr, nichts zu sehen, Auftauchen. Das Turmluk auf und schnell auf die Brücke. Nur strahlender Mondschein. Man hätte auf der Brücke die Zeitung lesen können. Beide Diesel wurden schnell auf Höchstfahrt gebracht. Ausguck und Bedienung für die drei 2 cm Maschinenkanonen auf die Brücke. Das alles dauert nur Sekunden und unser Boot rauschte gegen Norden. Die vier Brückenwächter haben jeder ihren 90 Grad Sektor und ich übernahm den Himmel. Aber man ließ uns keine fünf Minuten ruhe. Ein Wellington Bomber flog von Steuerbord quer an in 300 Meter Höhe mit gesetzten Positionslichtern. Noch war er etwa 3000 Meter entfernt und hatte uns wohl nicht erkannt. War es Zufall oder Radarortung? Würde er uns sehen, wenn er uns überflog? Bei der ruhigen See und Helligkeit mit großer Wahrscheinlichkeit. Dann aber gab es kein entrinnen mehr, weil wir nicht mehr tauchen konnten, und er die Zerstörer oder andere Flugzeuge herangeholt hätte. Also: "Angriff ist die beste Verteidigung!" Wir eröffneten das Feuer auf 2000 Meter Entfernung. Der Pilot war offenbar überrascht. Er zog die Maschine hoch zeigte seine breite Unterseite als Ziel. Die Flak-Bedienung feuerte, was rausging, und Treffer waren deutlich zu beobachten. Das Flugzeug drehte ab, warf seine Bomben im Notabwurf ins Meer und verschwand hinter den Wassersäulen. Die Leuchtspur der Flak aber war weit zu sehen und die zerstörer würden in Kürze wieder da sein. Also Alarm und unter die Wasseroberfläche. Es dauerte nur wenige Minuten und der erste Zerstörer überlief mit Höchstgeschwindigkeit das Boot. Ein weiterer kam bald hinzu. Asdic-Geräusche und wahllos einige Wasserbomben. Die Jagd begann von neuem. Unsere Situation war folgende: Keine Batterieladung, keine Preßluftergänzung, unvollständige Durchlüftung. Wie lange könnten wir damit durchhalten? In dieser Nacht war an ein Entkommen über Wasser nicht zu denken. Der Leitende Ingenieur und Obersteuermann rechnen: Bei sparsamsten Verbrauch könnten die Batterien bis zur kommenden Nacht aushalten. Da lag vielleicht eine, wenn auch sehr kleine Chance auszubrechen. So hingen wir mit Schleichfahrt im Halbdunkel unter der Wasseroberfläche auf etwa 120 Meter Tiefe und ändern hin und wieder den Kurs. Generalrichtung Nord. Oben waren die suchenden Zerstörer deutlich zu hören. So ging es bis zum nächsten Mittag. Oberfunkmaat Zimmermann meldete aus dem Horchraum lauter werdende Schraubengeräusche und dazwischen kreissägenähnliche Töne. Der Lärm war jetzt mit bloßem Ohr zu hören. Der Zerstörer überlief uns und warf sechs Wasserbomben, die das Boot entsetzlich zurichten: Maschinen, Ruderanlage und Licht fielen aus, das Boot kippte um 40 Grad nach vorn. Der LI befahl: "Alle Mann achteraus." Die Männer krochen auf den Flurplatten nach hinten. Wie eine Schaukel kippte das Boot auf 40 Grad Achterlastigkeit und fiel auf 150 Meter durch. ein zweiter Anlauf bescherte uns zehn Wasserbomben, die noch näher lagen als die ersten. Das Boot fiel schnell und konnte nur durch Preßluft bei 250 Meter Tauchtiefe abgefangen werden. Durch die Luftblase in den Tauchtanks stieg das Boot erst langsam, dann immer schneller. Von achtern kam über das Sprachrohr die Meldung: "Wassereinbruch im Dieselraum!" Auf meine Rückfrage: "Wieviel?" "Vier Liter in der Minute." Zentralemaat Ueberschär ließ etwas Luft aus dem Tauchtank, damit das Boot unter Wasser blieb, aber es fiel wieder, und vom Dieselraum kam die Berichtigung: "400 Liter in der Minute, E-Maschinenbilge läuft über." Damit war das Boot unter Wasser nicht zu halten und ich befahl: "Druckluft auf die Tanks, auftauchen. Wir sehen uns in Gefangenschaft wieder." Zentralemaat Ueberschär drehte das Ventil auf. Zischend strömte die Luft in die Tauchtanks. Schnell war der Vorrat erschöpft, denn wir hatten durch das Anblasen auf 250 Meter Tiefe sehr viel Luft verbraucht. Es reichte aber, um U 593 auf 110 Meter Tiefe zum Stehen zu bringen. Hier hingen wir mit 40 Grad Achterlastigkeit, und das Tiefenmanometer ging weder nach unten noch nach oben. Bei dem Wassereinbruch aber musste es in Kürze nach unten gehen. Nur ein Schub mit den Schrauben, der uns eine Tendenz nach oben gab, konnte uns jetzt retten. Die Umdrehungsanzeiger standen auf Null. Ich rief durchs Sprachrohr: "Mit allen Mitteln versuchen, die E-Maschine in Gang zu bringen." Gespannt schauten wir auf die Umdrehungsanzeiger, und der Leitende Ingenieur klopfte in aller Ruhe ans Manometer, das sich nicht rührte. "Nur jetzt nicht nochmal Wasserbomben", war mein Gedanke. Plötzlich zuckte der eine Umdrehungsanzeiger und ging langsam auf halbe Fahrt. Meter für Meter schob die Schraube unser Boot nach oben. Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Die Luftblase in den Tanks dehnte sich durch den nachlassenden Außendruck aus, und das Boot wurde immer leichter. Ich kletterte unter das Turmluk und rief dem Leitenden Ingenieur zu: "Sag Bescheid, wenn das Boot raus ist." "Boot ist raus", ich drehte das Turmluk auf, das durch den Überdruck im Boot sofort aufsprang. Das Manometer hatte die Bomben auch nicht vertragen, und mir stürtze die grüne See entgegen. Im nächsten Augenblick aber schien mir die Sonne ins Gesicht, und ich war mit einem satz auf der Brücke. Je ein Zerstörer an Steuerbord und Backbord in 1000 Meter Abstand und im gleichen Augenblick schießen sie auf uns aus allen Rohren. "Alle Mann aus dem Boot, Boot versenken!" Wir ziehen zu zweit an den Schwimmwestengurten jeden einzelnen aus dem Turmluk und schickten ihn außenbords, damit der Gegner sah, dass wir aufgaben und die Schießerei einstellte. Als etwa 20 Mann im Wasser waren, hörte das Schießen auf, und wir sahen, dass die Zerstörer Boote aussetzten und unsere Männer auffischten. Schließlich bin ich mit den Leitenden Ingenieur und dem Torpedomaaten Hünert allein auf dem Turm, aber das Boot machte keine Anstalten unterzugehen. "LI, haben sie unten aufgedreht?" "Jawohl, Herr Kaleu, alle Entlüftungen und die Bodenventile. Ob die Sprengpatronen noch angeschlagen wurden, weiß ich nicht sicher." Es war stockdunkel und wir standen bis zu den Knien im Wasser. Hünert ließ sich ins Turmluk fallen und rief: "Ich drehe vorne noch was auf." Der Bugraum war seine Station. Hier wusste er am besten Bescheid. Ich kletterte hinterher bis zur Zentrale, um ihn zu warnen, denn das Boot konnte jeden Augenblick untergehen. Gespenstige Stille, Dunkelheit, und das Plätschern des eingedrungenen Wassers. Da kam er schon zurück und meldete, das Torpedoluk geöffnet zu haben. Wir drei gingen auf die Back, zogen das Torpedoluk auf und verkeilten es, denn inzwischen kam ein Motorboot mit Höchstfahrt auf uns zu. Es musste verhindert werden, dass die Gegner das Boot einschleppen konnten, oder auch nur in einer schnellen Aktion die Schlüsselunterlagen aus dem Funkraum holten. Mit jeder Dünungssee schlug jetzt ein Schwall Wasser in das vordere Torpedoluk. So würden sie das Boot kaum noch einbringen können. Bei einem Blick zurück sah ich, dass unsere Turmverkleidung von Einschüssen durchlöchert war wie ein Sieb. Dahinter hatte die ganze Besatzung das Boot verlassen. Das Motorboot legte an. Eine Maschinenpistole wurde auf uns gerichtet. Ein Offizier sprang an Deck und rief: "Where is the Captain?" Ich ging langsam auf ihn zu und sagte im spontanen Einfall: "I am the Captain, but kepp off, the torpedoes will blow up in a few seconds." Das verhinderte jede Aktion der Amerikaner. Er schob uns drei in sein Motorboot und legte mit Höchsfahrt ab. Auf dem Weg fischten wir noch unseren Koch Hans Heep auf, der einen harmlosen Streifschuß durch seine umfangreichen Pobacken bekommen hatte. Zu meiner Beruhigung beobachtete ich, dass zwei Boote der Zerstörer unsere schwimmende Besatzung aufnahmen, und dass schließlich U 593, wie bei einem schulmäßigen Tauchmanöver unter den "Hurra"-Rufen der noch schwimmenden Seeleute unterging.
Am 13.12.1943 um 14:07 Uhr bekam USS Wainright Asdic-Kontakt, drehte sofort an und warf um 14:12 fünf Wasserbomben. HMS Calpe nahm den Kontakt auf und warf um 14:30 zehn Wasserbomben. Um 14:41 tauchte U 593 auf und sank um 14:50 Uhr.
|