North American P-51 Mustang
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Die North American P-51 Mustang ist ein einmotoriges Jagdflugzeug des US-amerikanischen Herstellers North American Aviation. Der einsitzige Ganzmetall-Tiefdecker wurde im Zweiten Weltkrieg in großer Stückzahl produziert und vor allem als Langstrecken-Begleitjäger in den Bomberverbänden der United States Army Air Forces (USAAF) eingesetzt. Der Buchstabe „P“ in der Bezeichnung steht für Jagdflugzeug (englisch pursuit ‚Verfolgung‘). | |||
Das 1940 entwickelte Flugzeug besaß anfangs keine überragenden Flugleistungen, was sich jedoch mit dem Einbau des britischen Flugmotors Rolls-Royce Merlin, der als Lizenzbau Packard Merlin V-1650 in den USA gefertigt wurde, und weiteren Verbesserungen grundlegend änderte. Infolge der ausgezeichneten Flugleistungen und der sehr hohen Reichweite gilt die Mustang als eines der besten Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkrieges. | |||
Die Mustang entstand, als im Januar 1940 die für den Einkauf US-amerikanischer Waffen zuständige britische Beschaffungskommission bei North American anfragte, ob dieses Unternehmen für die Royal Air Force (RAF) das US-amerikanische Jagdflugzeug Curtiss P-40 in Lizenz herstellen könne, dessen eigentlicher Produzent Curtiss-Wright bereits ausgelastet war. North American gab an, anstelle des Konkurrenzprodukts einen eigenen Entwurf zu planen, der die Fähigkeiten des in der P-40 verbauten Allison V-1710-Motors besser ausnutze. Es folgte eine britische Bestellung von 320 Maschinen des noch zu entwickelnden Typs NA-73, die später auf 620 Stück erhöht wurde. | |||
James H. „Dutch“ Kindelberger, Präsident der North American Aviation, beauftragte Edgar Schmued und den Chefingenieur Ray Rice mit der Konstruktion des neuen Musters. 78.000 Arbeitsstunden und 127 Tage später rollte der Prototyp NA-73X am 9. September 1940 aus dem Hangar. | |||
Ebenso wie die Curtiss P-40 von einem 1150 PS leistenden Zwölfzylinder-V-Motor des Typs Allison V-1710 angetrieben, absolvierte die NA-73 ihren Erstflug am 26. Oktober 1940. Die NA-73 besaß einen Düsenkühler mit wesentlich verringertem Luftwiderstand. Der verwendete Laminarflügel hatte jedoch keinen entscheidenden Anteil an dem niedrigen Luftwiderstand des Flugzeugs, denn bei den hohen Geschwindigkeiten wird die Grenzschicht in jedem Fall turbulent. Der niedrige Widerstand wurde vielmehr durch eine hohe Oberflächengüte und Profiltreue erzielt, die auch Serienmaschinen annähernd die Qualität von Windkanalmodellen verlieh und den Punkt der turbulenten Strömungsablösung weiter hinten beließ. Dementsprechend war die NA-73, die bei der Royal Air Force „Mustang“ genannt wurde, wesentlich schneller als die P-40. | |||
Das britische Aircraft and Armaments Experimental Establishment in Boscombe Down (heute MoD Boscombe Down) prüfte den neuen Typ ausgiebig und ließ eine Anzahl von Verbesserungen einführen. Bei den ersten ausgelieferten Flugzeugen wurde die schlechte Sicht beim Rollen auf dem Boden bemängelt. Dies beruhte auf dem steilen Winkel des Rumpfes, der langen Motorhaube und der stark verstrebten dreiteiligen Kabinenverglasung, die den Spitznamen „Gewächshaus“ trug. Die Sicht konnte später durch eine neue Malcolm-Hood genannte Plexiglashaube, die den Mittelteil ersetzte und die nach ihrem Erfinder Robert Malcolm benannt wurde, verbessert werden. | |||
Im Oktober 1940 gab die Royal Air Force eine Vorbestellung über 300 Mustang I ab; im Juli 1941 zogen die USAAF mit einer Bestellung über 150 P-51 nach. Statt mit Maschinengewehren sollten diese mit vier 20-mm-Kanonen mit jeweils 125 Schuss ausgerüstet sein, da es zu diesem Zeitpunkt in der US-Army noch nicht klar war, ob sich die Mustang als Jäger etablieren würde. Erst die Ereignisse nach dem Kriegseintritt der USA und das Engagement von General Henry Arnold als Oberbefehlshaber der Air Force führten zur offiziellen Einführung der P-51 als US-amerikanisches Jagdflugzeug. Daraufhin wurden im Sommer 1942 die ersten 57 hergestellten Flugzeuge, die eigentlich an die Royal Air Force geliefert werden sollten, von der USAAF requiriert. | |||
Von der ersten Serienausführung P-51A wurden im August 1942 insgesamt 1200 Stück bestellt. Im März 1943 lief die Serienproduktion an. Aufgrund des Produktionswechsels auf das nächste Modell wurden von dem A-Modell nur 310 Stück hergestellt, von denen 50 nach England abgegeben wurden. Diese Ausführung war mit vier M2-Maschinengewehren (Kaliber .50 BMG) in den Tragflächen bewaffnet und hatte eine Maximalreichweite von etwa 1200 Kilometern. Noch vor dieser Bestellung wurden 500 Maschinen als Sturzkampfbomber bestellt, die später unter der Bezeichnung A-36 („A“ für Attack) in den Dienst kamen. | |||
Im Einsatz stellte sich heraus, dass die Höhenleistung des Allison-Motors unbefriedigend war und die ersten Muster als Jäger nicht überzeugten. Deswegen wurde ab Herbst 1942 damit begonnen, den englischen Hochleistungsmotor Rolls-Royce Merlin in dem Flugzeug zu testen. Die vielversprechenden Ergebnisse mündeten schließlich in dem Modell P-51B, das erstmals im Juni 1943 vom Band lief und von dem knapp 2000 Stück hergestellt wurden. Als Antrieb diente der bei Packard in Lizenz gebaute Motor Packard Merlin V-1650, der 1650 PS Startleistung erreichte. Mit dieser Konfiguration aus einem amerikanischen Flugzeugentwurf und einem englischen Motor verbesserten sich die Leistungsparameter deutlich und es entstand ein leistungsfähiges Jagdflugzeug. Neben der guten Aerodynamik und der Höchstgeschwindigkeit von 700 km/h überzeugte vor allem die hohe Reichweite, denn der Packard-Merlin-Motor verbrauchte mit 100-Oktan-Treibstoff bei einer Marschgeschwindigkeit von 420 km/h nur knapp 230 Liter pro Stunde. | |||
Nur wenige Monate später erfolgte der Rollout der fast baugleichen C-Version, von der im neuen Werk in Dallas insgesamt 1750 Stück gebaut wurden. Zusätzlich zu dem bestehenden internen Tank mit einem Inhalt von 700 Liter wurde im späteren Produktionsverlauf hinter dem Piloten im Rumpf ein weiterer Tank mit 320 Liter Inhalt verbaut, was die Reichweite bei Marschgeschwindigkeit auf 2000 Kilometer vergrößerte. Zwar hatte dies negative Auswirkungen auf die Stabilität, jedoch war dies meist unerheblich, da dieser Tank (sowie auch zwei die Geschwindigkeit herabsetzende Abwurftanks) bis zum Erreichen des Einsatzgebietes auf dem Festland leergeflogen war. | |||
Die Hauptversion und die meistgebaute Ausführung war die P-51D, von der knapp 8000 Stück ab dem Frühjahr 1944 gebaut wurden. Die Hauptveränderungen bestanden im Einbau einer neuen Plexiglashaube – die die Rundumsicht bedeutend verbesserte – und zwei zusätzlichen schweren Maschinengewehren. Für das innere MG-Paar standen je 380 Schuss zur Verfügung, für die äußeren zwei Paare jeweils 270 Schuss pro Waffe. Mit zusätzlichen zwei Abwurftanks, die je 110 Gallonen (415 Liter) Treibstoff fassten, war eine Maximalreichweite von 3300 Kilometern möglich, was die mit Abstand höchste Reichweite aller einmotorigen alliierten Kampfflugzeuge war. Diese Version galt bei vielen als das beste Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieges. | |||
Die ersten Mustangs wurden im Mai 1942 bei der Royal Air Force in Dienst gestellt und hatten ihre ersten Kampfeinsätze im August. Aufgrund der schlechten Höhenleistung des ursprünglichen Motors wurde die P-51 vorerst aber nicht als Jagdflugzeug eingesetzt, sondern als schneller Jagdbomber und als Aufklärungsflugzeug in niedrigen Höhen. | |||
Erst die ab November 1943 in England stationierten B- und C-Modelle wurden als Jagdflugzeuge eingesetzt. Es waren die ersten Langstrecken-Begleitjäger der USAAF, die schwere Bomber der Eighth Air Force zu Zielen tief im Deutschen Reich eskortieren konnten. Merlin-Mustangs mit ihren ausgezeichneten Flugleistungen wurden in immer größerer Zahl eingesetzt und verdrängten die zuvor als Begleitjäger eingesetzten Lockheed P-38 und Republic P-47 fast völlig aus dieser Rolle. Hauptvorteile der Mustang waren große Reichweite, hohe Geschwindigkeit sowie gute Manövrierfähigkeit im Hochgeschwindigkeitsbereich und in großer Höhe. Im Mai 1944 begann die Umrüstung auf die verbesserte P-51D. Mit zwei von 65 auf 110 Gallonen vergrößerten Abwurftanks waren die P-51 nunmehr in der Lage, jeden Punkt im Deutschen Reich zu erreichen. | |||
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Mustang fast ausschließlich als Jagdflugzeug, Jagdbomber und Aufklärungsflugzeug, die A-36 auch als Sturzkampfflugzeug eingesetzt. Aufgrund zahlenmäßiger Überlegenheit und besserer Ausbildung ihrer Piloten errangen die Alliierten mit der North American P-51 Mustang und anderen Flugzeugtypen bis Ende 1944 endgültig die Luftherrschaft. Allein in Europa absolvierten die P-51 fast 214.000 Einsätze, bei denen sie knapp 5000 gegnerische Flugzeuge abschossen und 4100 am Boden zerstörten. Die 8. US-Luftflotte verlor im Einsatz insgesamt 2200 P-51 (im Kampf und durch andere Ursachen, Totalverluste). Einige der P-51 konnten von den Deutschen flugtauglich erbeutet oder wieder flugtauglich gemacht werden und wurden vom Versuchsverband Ob.d.L eingesetzt. | |||
Auch bei der US-Bomberoffensive gegen Japan 1944/45 wurden Mustangs als Begleitjäger der Boeing B-29 eingesetzt. Den in großen Höhen leistungsschwächeren Gegnern war die Mustang weit überlegen. | |||
Daten der North American P-51D | |||
Besatzung: 1 Mann | |||
Länge: 9,82 m 10,16 m | |||
Spannweite: 11,28 m | |||
Höhe: 4,16 m | |||
Antrieb: 1 x 12-Zylinder-V-Motor Packard-Merlin V-1650-7 mit 1649 HP (1.671 PS (ca. 1.230 kW) | |||
Höchstgeschwindigkeit: 703 km/h in 7620 m | |||
Marschgeschwindigkeit: 523 km/h in 3048 m | |||
Dienstgipfelhöhe: 12.500 m | |||
Reichweite: 1500 km bei 630 km/h in 7600 m (ohne Abwurftanks) | |||
Leermasse: 3450 kg | |||
Startmasse: 5260 kg | |||
Bewaffnung: 6 x .50-Browning MG53-2, bis zu 907 kg Bomben oder zehn 127-mm-Raketen | |||
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