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Stier

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Die STIER war ein Hilfskreuzer der deutschen Kriegsmarine. Ursprünglich als Frachtschiff Cairo Deutsche Atlas Levante-Linie gebaut.
Das Frachtschiff wurde 1936 bei der Germaniawerft AG in Kiel gebaut. Der Stapellauf erfolgte am 07.10.1936 und die Indienststellung wohl noch 1936. Am 26.11.1939 für die Kriegsmarine in Dienst gestellt.
Das Schiff hatte eine Verdrängung von 4.778 BRT. Es war 134,00 m lang, 17,30 m breit und hatte einen Tiefgang von 7,20 m. 1 x 7-Zylinder-Zweitakt-MAN-Dieselmotor erzeugte eine Leistung von 3750 PS. Diese konnten das Schiff auf bis zu 14 kn (26 km/h) beschleunigen. Die Besatzungsstärke betrug 324 Mann.
Bewaffnet war die Stier mit: 6 × 15,0 cm L/48 Kanonen (1.800 Schuss) - 2 × Flak 3,7 cm L/50 (4.000 Schuss) - 4 × Flak 2,0 cm L/65 (8.000 Schuss) - 2 × 53,3 cm Torpedorohre - 2 × Bordflugzeuge Arado Ar 231
Einsatzgeschichte
Im Zweiten Weltkrieg unter der Bezeichnung Schiff 23 für den Einsatz bei der Kriegsmarine requiriertes deutsches Frachtschiff. Unter der Bezeichnung Handelsstörkreuzer 6 (HSK 6) wurde das Schiff als Hilfskreuzer eingesetzt.
Am 25.11.1939 wurde die Cairo von der Kriegsmarine übernommen. Sie wurde mit zwei 15-cm-Geschützen bewaffnet und diente fortan als Schiff 23 zunächst als Eisbrecher, dann als Schutzschiff und Handelsstörkreuzer in der Ostsee. Das Kommando hatte zunächst Korvettenkapitän Hugo Pahl, bis dieses im Mai 1940 an Horst Gerlach überging. Für das Unternehmen Seelöwe, die geplante Invasion Englands, wurde das Schiff zum Minenschiff umgerüstet und in Cherbourg, später in Saint-Nazaire stationiert. Am 21.04.1941 wurde Schiff 23 dann für den Umbau zum Hilfskreuzer außer Dienst gestellt. Der Umbau begann auf der Wilton-Fijenoord-Werft in Schiedam und wurde bei den Oderwerken in Stettin vollendet.
Am 11.11.1941 stellte Fregattenkapitän Gerlach den Handelsstörkreuzer 6 in Dienst und gab ihm den Namen Stier. Zunächst fuhr das Schiff unter der Tarnidentität seines Schwesterschiffes Ankara. Am 09.05.1942 verließ das Schiff, als Sperrbrecher 171 getarnt, Kiel und fuhr im Geleit nach Rotterdam. Am 12.05.1942 verließ die Stier Rotterdam in Begleitung von 16 Räumbooten der 2. und 8. Räumbootsflottille und den Torpedobooten Iltis, Kondor, Falke und Seeadler der 5. Torpedobootsflottille. In der Nacht des 13.05.1942 um 02:00 Uhr eröffneten zunächst die Küstenbatterien von Dover das Feuer auf den Geleitzug, der sich jedoch außerhalb der Reichweite der Geschütze befand. Gegen 03:30 Uhr folgte dann ein Angriff von britischen Motortorpedobooten, in dessen Verlauf die deutschen Torpedoboote Iltis und Seeadler und das britische MTB 220 sanken. Die Kampfhandlungen gestalteten sich chaotisch, wobei unter anderem die vorderen Geschütze der Stier in Nebel und Dunkelheit auf einen verdächtigen Schatten schossen, der sich jedoch als das Vorschiff der sinkenden Seeadler herausstellte, auf dem sich noch Seeleute zu retten versuchten. Beim Untergang der Iltis und Seeadler kamen 199 von 287 Besatzungsmitgliedern ums Leben. Die Stier blieb bei den Kampfhandlungen unbeschädigt und erreichte Royan an der Girondemündung, von wo sie am 19. Mai in den Nordatlantik auslief.
Am 04.06.1942, 4.986 BRT, britischer Dampfer Gemstone mit 4.986 BRT versenkt. Captain E. J. Griffith gab nach einem kurzen Fluchtversuch auf, die gesamte Besatzung konnte unverletzt an Bord der Stier gebracht werden. Die Gemstone, die Eisenerz geladen hatte, wurde mit einem Torpedo versenkt. Am 06.06.1942 traf es den panamaischen Dampfer Stanvac Calcutte mit 10.170 BRT. Der Tanker erwiderte aus einem 10,2-cm-Geschütz das Feuer und erzielte zwei Treffer. Eine Granate explodierte in einer Mannschaftsunterkunft und verwundete zwei Mann. Nach massivem Beschuss und einem Torpedotreffer bekam der Tanker langsam Schlagseite und sank. 14 Besatzungsmitglieder, darunter der Kapitän Gustav O. Karlsson, fanden auf der Stanvac Calcutta den Tod, ein weiterer erlag an Bord der Stier seinen Verletzungen. Am 10.06.1942 traf man sich mit dem Tanker Charlotte Schliemann. 68 Gefangene wurden von Bord gebracht. Am 27.07.1942 erneutes Treffen mit der Charlotte Schliemann, Übergabe der restlichen Gefangenen (Kapitäne und Verwundete). Am 29.07.1942 Treffen mit dem Hilfskreuzer Michel. Gerlach und Hellmuth von Ruckteschell beschlossen, gemeinsam vorzugehen.
Am 09.08.1942 wurde das britische Motorschiff Dalhousie 7.072 BRT versenkt. Die Dalhousie erwiderte zunächst das Feuer mit ihrem 12.7-cm-Geschütz, ohne Treffer zu erzielen. Nachdem sein Schiff in Brand geschossen worden war, gab Kapitän F. Davis nach etwa einer halben Stunde schließlich auf. Die Stier nahm 37 Gefangene auf. Damit das brennende Schiff nicht weitere Aufmerksamkeit auf sich zog, wurde es mit einem Torpedo versenkt. Als das Handelsschiff zu kentern begann, erschien die Michel auf dem Schauplatz. Ruckteschell, der Gerlachs Taktik ablehnte, beschloss, die Jagd allein fortzusetzen. In der Folge versuchte Gerlach, die beiden Flugzeuge des Typs Arado Ar 231 einzusetzen, um potentielle Ziele ausmachen zu können. Die beiden Versuchsmodelle, die für U-Boote gedacht waren, erwiesen sich aber unter den Einsatzbedingungen im Atlantik als völlig ungeeignet. Am 27.08.1942 erneutes Treffen mit der Charlotte Schliemann nördlich der Insel Gough, um Treibstoff zu übernehmen. Am 24.09.1942 erfolgte ein weiteres Treffen mit der Michel. Am 26.09.1942 traf die Stier sich mit dem Versorger/ Blockadebrecher Tannenfels, einem Schwesterschiff der Atlantis, und der Pinguin, die 1940/41 als Hilfskreuzer unterwegs gewesen waren.
Am folgenden Tag lagen beide Schiffe noch auf hoher See zusammen, als bei schlechter Sicht am Rendevouzpunkt plötzlich ein drittes Schiff auftauchte. Am 27.09.1942 wurde der amerikanische Dampfer Stephen Hopkins 8.500 BRT versenkt. Der Dampfer stand unter dem Kommando von Kapitän Paul Buck. Um 08:54 Uhr schoss der Hilfskreuzer die erste Salve, doch der Dampfer erwiderte aus mehreren Geschützen erfolgreich das Feuer. An Feuerkraft letztlich deutlich unterlegen, versank der Gegner nach einem einstündigen Feuergefecht. Wegen der schweren See blieb eine Suche der Tannenfels nach Überlebenden erfolglos, doch 31 Tage später erreichten 15 von 19 Überlebenden in einem Rettungsboot die Küste von Brasilien. Der Rest der 57-köpfigen Besatzung der bezahlte ihre mutige Gegenwehr mit dem Leben.
Die Begegnung mit der Stephen Hopkins besiegelte auch das Schicksal der Stier. Die ersten Treffer hatten die Hauptmaschine beschädigt und mehrere Brände ausgelöst, da das Bordstromnetz ausfiel, funktionierten Munitionsaufzüge und Feuerlöschpumpen ebenfalls nicht mehr. Der Versorger Tannenfels, der in der Nähe war, konnte wegen der hohen See ebenfalls keine Unterstützung bei der Brandbekämpfung leisten. Die Stier musste aufgegeben werden, Besatzung und Gefangene stiegen auf die Tannenfels über und das Schiff wurde mit zwei Sprengladungen versenkt.
Kommandant Gerlach hatte drei Tote, fünf Schwer- und 28 Leichtverletzte zu beklagen. Die jetzt völlig überbesetzte Tannenfels, die am 08.08.1942 aus Yokohama nach Deutschland mit einer Ladung kriegswichtiger Rohstoffe wie Kautschuk, Wolfram, Titan, Kupfer, Opium und Chinin sowie Speiseöl und Fette, ausgelaufen war, erreichte am 02.11.1942 sicher den Hafen von Royan.
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