Die Boote ohne Waffe


Eines der größten Probleme, denen sich die deutsche U-Boot-Waffe in den ersten Monaten des Krieges gegenübergestellt sah, war die Beschaffenheit ihrer Torpedos, die äußerst unzuverlässig waren und häufig versagten.

Am 03.09.1939, nur 48 Stunden nachdem deutsche Truppen die Feindseligkeiten gegen Polen eröffnet hatten, machte U 14 unter Horst Wellner in der Ostsee ein polnisches U-Boot aus. U 14 schoss einen Torpedo auf den Gegner. Dieser aber explodierte weit vor dem Ziel, ohne Schaden anzurichten.
Auch U 39 unter Gerhard Glattes machte seine schlechten Erfahrungen mit Torpedoversagern. Das Boot wurde nach einem erfolglosen Angriff auf den britischen Flugzeugträger "HMS Ark Royal" von den Sicherungsfahrzeugen des Trägers versenkt. Die von U 39 geschossenen Torpedos explodierten zu früh. Damit war U 39 das erste deutsche U-Boot, das im zweiten Weltkrieg verlorenging. Und dies, weil es durch seine eigenen versagenden Torpedos verraten worden war. ( --> siehe auch Schicksal von U 39 )
Auch Kapitänleutnant Günther Prien hatte bei seinem Angriff auf Scapa Flow mit Torpedoversagern zu kämpfen. ( --> siehe auch "Prien gegen Scapa Flow" )
Am 25.10.1939 meldete Kapitänleutnant Herbert Schultze, Kommandant von U 48, fünf Torpedoversager.
Am 31.10.1939 berichtete Korvettenkapitän Victor Schütze, Kommandant von U 25, über vier Torpedoversager.
Am 07.11.1939 meldete Kapitänleutnant Herbert Sohler, Kommandant von U 46, daß neun der zwölf Torpedos, mit denen sein Boot ausgerüstet gewesen war, versagt hatten.

Der vielleicht am meisten enttäuschende Versager trat auf, als U 56 unter Wilhelm Zahn die riesigen Schlachtschiffe "HMS Hood", "HMS Nelson" und "HMS Rodney" am 30.10.1939 angriff, und keines der Schiffe auch nur beschädigt wurde ( --> Bericht ).

Kapitänleutnant Wilhelm Zahn war nicht der erste deutsche U-Boot-Kommandant gewesen, der Karl Dönitz über versagende Torpedos berichtet hatte, und er sollte auch nicht der letzte gewesen sein. Vielmehr hatten bereits die ersten Tage des Krieges gezeigt, daß die U-Boote mit unzuverlässigen Waffen gegen den Feind fuhren.

Doch wie war es möglich, daß die wegen ihrer Perfektion gerühmte und gefürchtete Rüstungsmaschinerie des Dritten Reiches ausgerechnet bei der Torpedokonstruktion schwere Fehler gemacht hatte? Fehler, die den Ausschlag für schwere Niederlagen im Seekrieg geben konnten.


  Ein typischer deutscher Torpedo


Der Grund war unter anderem eine Entwicklung, die schon während des ersten Weltkrieges ihren Anfang genommen hatte: Nicht mehr der Aufschlag des Torpedos auf sein Ziel sollte seine Sprengladung zur Explosion bringen. Vielmehr sollte der Torpedo durch das starke magnetische Feld, eines Schiffes ausgelöst, direkt unterhalb des angegriffenen Schiffes detonieren. Die ungeheure Kraft der Explosion würde das Schiff anheben, es zurückfallen lassen und auf diese Weise seinen Kiel brechen. Das Schiff wäre daraufhin unrettbar verloren.

Doch die Stärke des magnetischen Feldes, das von einem Schiff gebildet wird, ist beträchtlichen Schwankungen unterworfen. Sie verändert sich nicht nur mit der jeweiligen Größe des Schiffes, sondern auch mit seinem Standort in Relation zu seiner Entfernung vom magnetischen Pol der Erde.
Auch kann die Stärke des Magnetfeldes von nahen Eisenerzlagen und auch von atmosphärischen Störungen stark beeinflusst werden.

Um diese Störungen kompensieren zu können hatten die deutschen Torpedo-Konstrukteure in den Zündapparat eine Vorrichtung eingebaut, mit der die Empfindlichkeit des Magnetzünders in insgesamt 16 Stufen verändert werden konnte.

All diese Umstände machten die Magnetzündung jedoch zu einem für Störungen außerordentlich anfälligen Teil des Torpedos. Gleichwohl hielten die Waffentechniker der deutschen Torpedo-Versuchsanstalt an dieser Vorrichtung fest. Sie waren von ihrer Zuverlässigkeit geradezu blind überzeugt.

Einer der ersten, die an der Tauglichkeit der Magnetzündung zweifelten, war Karl Dönitz. Schon im Sommer 1939 brachte er seine Bedenken in einem Gespräch mit Offizieren und Beamten der Torpedo-Versuchsanstalt vor. Der Leiter der Torpedo-Versuchsanstalt, Konteradmiral Oskar Wehr, jedoch nannte die Befürchtungen von Dönitz "grundlos".
Am Ende des ersten Kriegsmonats aber hatten die Meldungen der U-Boot-Kommandanten über Torpedoversager und Frühzünder schon einen so großen Umfang angenommen, daß Dönitz sich zu einer dramatischen Maßnahme genötigt sah: Am 02.10.1939 ordnete der Befehlshaber der U-Boote an, künftig dürfe nur noch mit Aufschlagzündung geschossen werden.

Erst später stellte heraus, daß auch die Aufschlagzündung mit starken Mängeln behaftet war. Diese arbeitete mit einem Gestänge, daß die Kraft des Aufschlags nicht direkt von vorn, sondern umgelenkt von hinten auf die Zündmasse übertrug. Diese Vorrichtung aber war gegen mechanische Störungen sehr empfindlich. Wenn der Torpedo in sehr spitzem Winkel auf sein Ziel auftraf, versagte die Zündung oft.

Die Ursache für die Versager war schnell gefunden, denn schon in den ersten Tagen des Oktober 1939 teilte die Torpedo-Versuchsanstalt mit, dass ein falsch verlegtes Kabel die Frühzündung ausgelöst habe. Doch schon zwei Wochen später meldeten U-Boote von der Front, dass auch die veränderten Torpedos mit dem gleichen alten Mangel behaftet waren. Es waren wieder Frühzünder.

Wieder musste Dönitz anordnen, vorerst nur noch mit Aufschlagzündung zu schießen. In seinem Kriegstagebuch vermerkte der B.d.U. bitter: "Damit sind wir auf dem Stand von 1914/18 wieder angekommen. Aber ich habe diesen schweren Entschluss, der die oft gerühmten, viel besprochenen Vorteile der Magnetzündung aufgibt, fassen müssen, um vermeidbare Bootverluste durch eigene Waffenwirkungen zu verhindern und um die zu dieser Zeit allein bekannte Versagerquelle, die Frühzünder, im Interesse der U-Boot-Erfolge zu vermeiden."

Doch die Pechsträhne nahm kein Ende, denn schon wieder nur wenige Tage später erreichte den Befehlshaber der U-Boote eine Nachricht über einen weiteren schwerwiegenden Mangel der deutschen Torpedos. Der sogenannte Tiefenapparat funktionierte nicht wie vorgesehen.
Dieser Tiefenapparat diente dazu, den Torpedo bei seinem Lauf zum Ziel genau in der erforderlichen Wassertiefe zu halten. Jetzt aber stellte sich heraus, dass die Torpedos oft unvorhersehbar tiefer steuerten. Das bedeutete, die gingen vor dem Ziel auf eine größere Tiefe und liefen dann unter den angegriffenen Schiff hindurch. Die Aufschlagzündung konnte unter diesem Umständen natürlich nicht arbeiten. Und auch die Magnetzündung wurde nicht ausgelöst, wenn der Abstand zwischen dem Kiel des Schiffes und dem Torpedo ein bestimmtes Maß überschritt. Am Ende der Laufstrecke sank der Torpedo dann lautlos auf den Grund des Meeres.

Am 23.10.1939 notierte Karl Dönitz in seinem Kriegstagebuch: "Es steht fest, dass die Brauchbarkeit des Torpedos in stärkstem Maße beschränkt ist: Bei Aufschlagzündung besteht die Gefahr des Untersteuerns. Bei Magnetzündung besteht die Gefahr des Frühzündens."

Dönitz drang darauf, dass die Torpedo-Versuchsanstalt eine neue Zündvorrichtung baute. Doch das Ergebnis war niederschmetternd. Auf den Schreibtisch von Karl Dönitz gelangten immer mehr Meldungen von U-Boot-Kommandanten über Torpedoversager. Wiederum wurde Karl Dönitz bei der Torpedo-Versuchsanstalt vorstellig: "Die Front braucht endlich einen zuverlässigen Torpedo."

Die Waffentechniker aber mochten die eigenen Versäumnisse nicht eingestehen und eigenen Fehlern nicht nachgehen. Sie erklärten, nicht die Torpedos hätten versagt, sondern die Kommandanten der U-Boote: Sie hätten nämlich einfach vorbeigeschossen.

Der B.d.U. nahm diese Behauptung nicht hin. Anfang Januar 1940, vier Monate nach Beginn des Krieges, 16 Wochen nach der ersten Meldung eines deutschen U-Bootes über einen Torpedo, der nicht gezündet hatte, veranstaltete die Torpedo-Inspektion ein Versuchsschießen. Es bestätigte zweifelsfrei, was Karl Dönitz und seine Kommandanten vorgebracht hatten, denn die Zündvorrichtungen versagten. Die deutschen U-Boote konnten sich tatsächlich mitten im Krieg nicht auf ihre Waffen verlassen.

Karl Dönitz notierte im Januar 1940: "Das Zutrauen der Kommandanten und Besatzungen zum Torpedo ist erheblich erschüttert. Trotz starker Gegenwehr hatten die Boote immer wieder versucht, die Torpedos unter möglichst günstigen Bedingungen anzubringen, aber trotz oft schneidigsten Einsatzes haben sie Misserfolge und Versager und Gefährdung des Bootes erlebt." Schiffe mit insgesamt 300.000 BRT, rechnete Dönitz aus, blieben den Briten erhalten, weil deutsche Torpedos versagt hatten.

Als Karl Dönitz dies schrieb, wusste der nicht, dass die Torpedo-Krise ihn nur drei Monate später vor eine ungeheuerliche Entscheidung stellen würde. Durften U-Boote überhaupt noch gegen den Feind auslaufen? Oder sollten sie von der Front zurückgezogen werden? musste der U-Boot-Krieg ganz aufgegeben werden?

Während des Norwegenfeldzuges im Frühjahr 1940 kamen nämlich mindestens 42 von insgesamt 48 eingesetzten U-Booten in Feindberührung. Dabei gingen mehr als dreißig Angriffe fehl, weil die Torpedos versagten. Die U-Boote griffen etwa 25 Kriegsschiffe an, aber es gelang ihnen nur, ein einziges britisches U-Boot zu versenken.
Dönitz hatte hier seinen Kommandanten freigestellt, ob sie mit Aufschlag- oder Magnetzündung schießen.

Anfang April 1940 standen 31 U-Boote zwischen England und Norwegen bereit. Diesmal mussten die Boote den Feind nicht suchen. Er würde kommen, und zwar genau in das Seegebiet, in dem die U-Boote lauerten.

Am 10.04.1940, dem Tag nach der Langung der deutschen Truppen in Norwegen, griff U 25 unter Viktor Schütze im Vest-Fjord von Narvik aus vorzüglicher Position eine ganze Zerstörer-Flottille ohne jeglichen Erfolg an.

U 48 unter Herbert Schultze griff am selben Tag zwei britische schwere Kreuzer. Darunter die "HMS Cumberland" (10.000 BRT groß) mit jeweils drei Torpedos an. Bei der "HMS Cumberland" explodierte nur ein Torpedo, und dies weit hinter seinem Ziel. Bei dem zweiten Kreuzer explodierten die Torpedos viel zu früh. Kapitänleutnant Schultze funkte am 11.04.1940 einen Bericht an seinen B.d.U. Karl Dönitz.

Am Tag darauf meldete sich U 51 über Funk beim B.d.U.: "10. April. 22:50 Uh. Zwei Fehlschüsse, ein Detonierer nach 300 Meter Laufstrecke, ein Detonierer nach 30 Sekunden, 100 Meter vor großem Zerstörer.

Nach seinem erfolgreichen Angriff auf sechs deutsche Zerstörer in Narvik befand sich das britische Schlachtschiff "HMS Warspite" (31.000 BRT groß) auf seinem Rückmarsch im Vest-Fjord. Im Vest-Fjord lauerte immer nuch U 48. Jetzt, wo die "HMS Warspite" der offenen See zulief befand sich U 48 in idealer Schussposition. U 48 schoss. Doch nichts passierte.
Am Morgen des 15.04.1940 stezte Kapitänleutnant Schultze an den B.d.U. einen Funkspruch ab, der trotz aller Kürze Enttäuschung und Bitternis verriet: "Am 14.04. im Vest-Fjord Torpedo-Versager auf Warspite und zwei Zerstörer."

Noch am gleichen Tag gelangte ein Funkspruch von U 65 auf den Tisch von Dönitz: "Doppelschuss auf Transporter. Kein Erfolg."

Die "HMS Warspite" wurde außerdem angegriffen von U 46 unter Herbert Sohler, U 38 unter Heinrich Liebe und von U 37 unter Werner Hartmann, aber sie wurde noch nicht einmal ernstlich beschädigt.

U 30 unter Fritz-Julius Lemp griff das 31.000 BRT große Schlachtschiff "HMS Barham" an. Seine Besatzung hörte das Auftreffen der Torpedos, jedoch erfolgte keine Detonation.

Die Torpedo-Krise der deutschen U-Boote war nun ein halbes Jahr alt, aber offenbar gab es keine Mittel gegen sie. Sie begann das Selbstvertrauen der Besatzungen und die Kampfkraft der gesamten Waffe zu untergraben.

Und jetzt sollte eine dramatische Nacht vor Narvik endgültig erweisen, dass die Männer in den U-Booten sich überhaupt nicht mehr auf die Wirksamkeit ihrer Waffe verlassen konnten. Und dies egal welche Zündvorrichtung und welche Tiefe sie einstellten.

Am 15.04.1940 griff U 47 Kreuzer, Zerstörer und mehrere Transporter einer britischen Landungsgruppe, die gegen die deutschen Gebirgsjäger in Narvik angesetzt waren, sie alle aber entkamen infolge von Fehlern an den Torpedos. Auf dem Rückmarsch griff er ebenfalls erfolglos das britische Schlachtschiff "HMS Warspite" an ( --> Bericht ).

Das Versagen der Torpedos während der Norwegen-Operation kam einer verlorenen schlacht gleich.

Karl Dönitz erinnerte sich an das Ausmaß des verlorenen Sieges seiner U-Boote: "Die Funkmeldungen der Boote wurden nach ihrer Rückkehr noch durch mündliche Meldungen weiterer Fälle ergänzt. Es ergab sich daraus, dass die U-Boote in vier Fällen die 'Warspite', in vierzehn Fällen auf Zerstörer und in zehn Fällen auf Transportschiffe zum Angriff gekommen waren... Eine sehr kritische Auswertung dieser Angriffe stellt fest, dass ohne Torpedo-Versager sichere Treffer hätten erzielt werden müssen: Bei einem der vier Angriffe auf ein Schlachtschiff (die 'Warspite'), bei sieben von zwölf Angriffen auf Kreuzer, bei sieben von zehn Angriffen auf Zerstörer, bei fünf Angriffen auf Transporter."

"Die Boote", befand Karl Dönitz, "waren praktisch ohne Waffe." In sein Kriegstagebuch schrieb der B.d.U. in jener Zeit ein vernichtendes Urteil über die Arbeit der Offiziere und Techniker, die für die Beschaffenheit und Funktionsfähigkeit der Torpedos verantwortlich waren. Dönitz: "Verbrecherisch"
"Ich glaube nicht", notierte Dönitz am 15.05.1940, "dass jemals in der Kriegsgeschichte Soldaten mit einer so unbrauchbaren Waffe gegen den Feind geschickt werden mussten."

Es sein nach allem, so meine Dönitz in einem Schreiben an die deutsche Seekriegsleitung, angebracht, für die deutschen Torpedos jene Zündvorrichtung nachzubauen, mit denen die Torpedos eines von den Deutschen erbeuteten britischen U-Boots ausgestattet waren.

Englische U-Boote hatten der deutschen Marine genau zu der Zeit, da die deutschen U-Boote ohne Erfolg geblieben waren, schwere Schläge versetzt. Diese versenkten den leichten Kreuzer "Karlsruhe", vier Transportschiffe, drei Frachter und beschädigten das Panzerschiff "Lüzow" schwer! Stephen W. Roskill würdigte die britische Leitung: "Unsere U-Boote vollbrachten eine hervorragende Leistung und fügten dem Gegner große Verluste zu."

Während die Briten sich des Kriegsglücks erfreuten, das ihnen während des Seekriegs um Norwegen unablässig zur Seite gestanden hatte, musste sich der B.d.U. nur neun Monate nach dem Beginn des Krieges mit der Frage befassen, ob der U-Boot-Krieg nicht schon ein Ende gefunden hatte, bevor er richtig in Gang gekommen war. Dönitz: "Ich stand vor der Entscheidung, ob die U-Boot-Waffe mit einem derart mangelhaften Torpedo weiterhin zu verwenden sei. Der Chef meiner Operationsabteilung, Korvettenkapitän Eberhard Godt, war der entschiedenen Ansicht, dass vor einer grundlegenden Verbesserung des Torpedos es nicht zu verantworten sei, die U-Boote wieder in den Kampf zu schicken. Ich empfand jedoch, dass ich zu diesem Zeitpunkt die U-Boote nicht einfach stilllegen konnte, ohne damit der Waffe in unübersehbarem Maße zu schaden."

Noch im April 1940 beauftragte Großadmiral Erich Raeder, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, einen Ausschuss damit, die Ursachen der deutschen Torpedo-Versager herauszufinden. Die Arbeit dieser Torpedo-Kommission legte die Wurzel der Torpedo-Krise bloß, und sie enthüllte, dass bei der Entwicklung und beim Bau der deutschen Torpedos technische Stümperei, Unzulänglich, Selbstgerechtigkeit und Uneinsichtigkeit geherrscht hatten.

Die verantwortlichen Männer wurden vor das Reichskriegsgericht gestellt. Das Gericht stellte fest, dass die Waffentechniker der Torpedo-Versuchsanstalt bereits 1936 beim Probeschießen festgestellt hatten, dass die Torpedos die eingestellte Tiefe nicht hielten. Die Torpedos rauschten nach unten weg. Sie liefen zwei oder drei Meter tiefer als ihnen vorgegeben worden war. Aber niemand drang auf rasche Änderung.

Das Reichskriegsgericht: "Verhängnisvoll hat sich hier ausgewirkt, dass die Wichtigkeit einer genauen Tiefenhaltung der Torpedos bei der Torpedo-Versuchsanstalt allgemein stark unterschätzt worden ist. Sie wurde sogar vom Leiter der Anstalt, Konteradmiral Wehr, selbst als militärisch gegenstandslos und von absolut sekundärer Bedeutung bezeichnet. Begründet wurde diese Auffassung mit dem Vorhandensein der Magnetzündung. Aber selbstverständlich bedingte auch die Anwendung der Magnetzündung genaue Tiefenhaltung."

Und ferner: "Falsche Auffassung von der absoluten Zuverlässigkeit der Aufschlagzündung hat dazu geführt, dass die Aufschlagzündung völlig unzureichend erprobt worden ist."

Karl Dönitz beschrieb, wie leichtfertig die Torpedo-Versuchsanstalt verfuhr: "Die Aufschlagzündung unseres Torpedos wurde im Frieden nach nur zwei und dazu noch nicht einmal einwandfreien Erprobungsschießen von der Torpedo-Versuchsanstalt als frontreif erklärt, Dies ist nicht zu entschuldigen... Die Torpedo-Versuchsanstalt entwickelte als Dienststelle der Marine den Torpedo selbst. Sie konstruierte ihn, ließ ihn bauen, erprobte ihn sogar selbst und traf selbst die Entscheidung, dass er frontbrauchbar sei."

Am 11.12.1941, anderthalb Jahre nach der Norwegen-Operation, fällte das Reichskriegsgericht sein Urteil. Konteradmiral Wehr und zwei seiner Beamten wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Kurz darauf wurden die Gefängnisstrafen für alle Beteiligten in Festungshaft umgewandelt. Sie verbüßten sechs Monate der Strafe und wurden dann mit Bewährungsauflagen auf freien Fuß gesetzt. Alle drei wurden wieder in der deutschen Rüstung tätig. Im Jahre 1944 wurden die Reststrafen formal durch ein Gnadenerlass Hitlers aufgehoben.

während die von Großadmiral Raeder eingesetzte Torpedo-Kommission noch nach den Fehlerquellen fahndete, ging der Befehlshaber der U-Boote mit aller Macht daran, die Kampfmoral seiner Besatzungen wiederherzustellen.

Dönitz besuchte jede seiner Flottillen und sprach zu den Besatzungen der Boote über die Versäumnisse der Vergangenheit und die Chancen der Zukunft. Er konnte den Männern der U-Boot-Waffe zumindest versprechen, dass die Torpedos jetzt Zündvorrichtungen erhielten, die auch funktionierten.

Karl Dönitz schrieb: "Die Boote gingen mit neuem Mut wieder auf Unternehmungen. dass die Krise gemeistert wurde, zeigte den im Grunde unerschütterlichen Geist dieser deutschen U-Boot-Besatzungen in seiner ganzen Größe."




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